Rahmen & Inhalt

Rahmen & Inhalt – Systeme

Systeme

Systeme bauen unsere Welt auf, und immer mehr Menschen erkennen, dass alles in und um das Unternehmen herum aus Systemen besteht und somit eine „Systemische Unternehmensführung“ durchaus relevant ist.

Wenn es jedoch darum geht systemisches Denken tatsächlich anzuwenden, fällt es oft schwer den Überblick zu bekommen. Das ist keineswegs verwunderlich, denn die Komplexität der Systeme im System ist enorm.

Um das Ganze zu vereinfachen, bietet es sich an, die komplexen Systeme auf ihre Grundbausteine zu reduzieren – diese zu untersuchen und die Vernetzung der einzelnen Komponenten zu analysieren.

Rahmen und Inhalt

Komplexe Systeme bestehen aus den Bausteinen „Rahmen“ und „Inhalt“, die zusammen die kleinstmögliche Funktionseinheit darstellen.
Wenn Rahmen und Inhalt zusammenkommen, ergeben sich die entsprechenden Möglichkeiten oder auch Unmöglichkeiten.

Der Rahmen gibt Größe und Form vor, in der sich der Inhalt entfalten kann.

Inhalte sind ohne Rahmen formlos und unbegrenzt und zeigen die Tendenz sich auszubreiten wie ein Fluß ohne Flussbett.

Was passiert, wenn der Rahmen den Inhalt bestimmt?

Beispiel:
Eine Service-Hotline verkürzt Ihre Serviceleistung auf eine Stunde am Tag. In diesem Falle würden vermutlich Kunden abwandern, weil der Rahmen „Zeit“ im Zusammenhang mit dem Inhalt „Kundenprobleme lösen“ eine selektierende Wirkung hätte. Es könnten nur jene Kunden die Hotline nutzen, für die der Zeitraum passt.

Was, wenn der Inhalt den Rahmen bestimmt?

Wird die Service-Hotline ohne zeitliche Begrenzung angeboten, können alle Kunden zu beliebigen Zeiten darauf zugreifen. Damit das funktionieren kann, müsste der Rahmen dem angepasst werden, z.B. durch: Mehr Personal, Equipment, Räumlichkeiten…

Die Übereinstimmung von Rahmen und Inhalt führt zu optimalen Ergebnissen.

Gesetzmäßigkeiten systeme

Rahmen-Inhalt-Verbindungen

„Rahmen-Inhalt-Verbindungen“ unterliegen verschiedenen Gesetzmäßigkeiten. So können wir beispielsweise sagen:

Die Stadt ist der Rahmen – die Gebäude sind der Inhalt.

Die Stadt beinhaltet aber nicht nur Gebäude. Die Definition könnte genau so gut lauten: Die Stadt ist der Rahmen – die Straßen / die Geschäfte / die Tankstellen / die Verkehrsmittel / die Menschen und so weiter, sind die Inhalte. Das bedeutet, dass ein einziger Rahmen die verschiedensten Inhalte beherbergen kann.

Rahmen-Inhalt-Kaskaden

Gleichzeitig können Rahmen auch Inhalte sein – und Inhalte, Rahmen.

Beispiel:
Die Stadt ist der Rahmen – die Gebäude sind der Inhalt.
Gleichzeitig ist das Gebäude der Rahmen und die Büros darin die Inhalte.
Das Büro ist wiederum der Rahmen für den Inhalt Zimmer,
das Zimmer ist der Rahmen für die Möbel
die Möbel sind der Rahmen, die Büroartikel der Inhalt
und so weiter…

Diese „Rahmen-Inhalt-Kaskaden“ lassen sich bis in den Mikrokosmos zurückverfolgen und bis in den Makrokosmos ausdehnen.

Und das Wichtigste: Sie bauen aufeinander auf!

Das bedeutet, wenn eine Rahmen-Inhalt-Verbindung unpassend ist, sind die nachfolgenden Rahmen-Inhalt-Kaskaden ebenfalls gestört und die Vorgeschalteten wirken sich anders aus.

Beispiel Service-Hotline: unabhängig davon, ob den Menschen Preisnachlässe gewährt oder Werbegeschenke gemacht werden – die Anzahl der Kunden wiird wahrscheinlich nicht wesentlich steigen, wenn der Zeitrahmen von einer Stunde beibehalten wird.

Materielle und immaterielle Systeme

  • Die materiellen Systeme sind die Folge der immateriellen Systeme.
  • Durch die immateriellen Systeme wird die Dynamik der materiellen Systeme gelenkt.

Beispiel:

Das Unternehmensleitbild ist ein immaterieller Rahmen und bestimmt das Verhalten der Menschen, die mit dem Unternehmen zu tun haben – von Mitarbeitern, Geschäftspartnern, Kunden und anderen.
Der Mitarbeiter verhält sich dem Kunden gegenüber im Sinne des Unternehmensleitbildes, wodurch die psychsoziale Dynamik zwischen beiden in die entsprechenden Bahnen gelenkt wird. Dies führt zu materiellen Ergebnissen – der Kunde bestellt, der Mitarbeiter verschickt die Ware.

Umgekehrt wirkt sich die physische Umgebung (materiell) auf die psychische (immateriell) Stabilität von Menschen aus.

Beispiel:

Ein Mitarbeiter der alleine in einem kleinen fensterlosen Büro (materiell) seine Arbeit verrichtet, neigt sehr viel schneller zu Burnout (immateriell), als Personen, die Ausblick auf die Umgebung haben und mit Kollegen in Kontakt sind.

Systeme sind dynamisch

Ein weiteres Kriterium von Systemen sind die dynamischen Veränderungen.
Diese sind an den Lebenszyklus der Rahmen-Inhalt-Verbindungen geknüpft, die von den unter- und übergeordneten Systemen abhängen.
Verursachend für die entstehenden Dynamiken können beispielsweise klimatische, politische oder sozialpsychologische Faktoren sein oder auch bewusste oder unbewusste Eingriffe von Personen.
Darüber hinaus unterliegen alle Systeme den Veränderungen der Raumzeit (Alterungsprozess).

Der Mensch

Das bedeutendste System von allen, ist jedoch der Mensch mit seinen unzähligen Rahmen und Inhalten, von denen die meisten aus dem Unbewussten heraus wirken. Nichts kommt dem an Komplexität gleich.

  • Menschen erschaffen zum Teil bewusst, jedoch vorwiegend unbewusst, ihre persönliche Umgebung.
  • Das Zusammenwirken von persönlichen intrapsychischen Dynamiken hat soziale Dynamiken zur Folge.
  • Das Aufeinandertreffen psychosozialer Dynamiken von unterschiedlichen Gruppierungen, erschafft im Kleinen die Unternehmensdynamiken, mit all den daraus resultierenden Folgen.
  • Im Großen betrachtet, entstehen durch die Summe der Einzel- und Gruppendynamiken, (sowie den Einflüssen von Netzwerken, Medien etc.) die Bedingungen unserer Welt.

Vernetzung

Alles ist mit allem vernetzt!

Ähnlich wie die Struktur in Unternehmen, besteht unsere Welt aus  Ebenen und Linien.

Die Ebenen sind all jene Inhalte, die einen gemeinsamen Rahmen teilen – so wie die Häuser, die Straßen, die Geschäfte den Rahmen „Stadt“ teilen. Sie stehen auf einer Ebene nebeneinander.

Alle dieses Inhalte sind gleichzeitig auch Rahmen, in denen wiederum viele Inhalte nebeneinander stehen können, die erneut Rahmen für weitere Inhalte sind – und so weiter und so weiter..

Und so breiten sich unendlich viele Ebenen aus und im selben Augenblick führen unendlich viele Kaskaden-Linien in die Verkleinerung und in die Vergrößerung.

In diesem System der Systeme der Systeme der Systeme… sind wir schöpferisch tätig. Erschaffen wir auch nur eine einzige Sache, lösen wir Bewegungen zu anderen Ebenen und Linien aus, die sich bis in den Mikro- und den Makrokosmos erstrecken.

Jede unserer Handlungen berührt die Welt !

Urheberin: Waltraud Deiser – all rights reserved

Vernetzung